Letzte Tage in Palermo, Besuch und Start in die neue Segelsaison

Seit drei Monaten liegen wir nun in der Sitimar Marina in Palermo und seit vier Wochen sind wir richtig beschäftigt unsere Piccolina wieder startklar zu machen. Ja, es sind viele Kleinigkeiten die wir eine ganze Zeit vor uns her geschoben haben, aber Ausreden wie: „Ist noch viel zu kalt zum Lackieren“ sind auch schnell gefunden. Doch wenn man mal dran ist und das Boot wieder zum Chaosdampfer mutiert, geht echt was vorwärts. Die wichtigen Dinge sind jedenfalls erledigt – der neue DC/AC-Konverter funktioniert prächtig, einige elektronische Bastelprojekte sind ziemlich weit fortgeschritten und wir hoffen die 10cm lange Klebestelle am SUP hält gut. Wir nutzen das Mietauto für Einkäufe in der Stadt – fahren zu Baumärkten und Elektroläden und nehmen uns auch noch etwas Zeit für Ausflüge.

Rein ins Stadtgewühl….aus zwei Spuren werden vier gemacht
Kurzer Abstecher auf den Monte Pellegrino
An den Ausfallstraßen sind immer wieder Obst und Fischstände
Coole Serpentine
Fischer bei San Vito lo Capo

Neuer Anzeigemonitor für die Bordelektronik

Leider ist uns beim letzten Sturm der Windmesser kaputt gegangen. Die Windrichtung wird nicht mehr richtig angezeigt. Das hatten wir schon mal und die Reparatur war sogar erfolgreich, doch wir wissen, dass beim nächsten Tausch des Annemometers der Stecker getauscht werden muss – und da ganz oben am Mast Reparaturen schwierig sind, ist vielleicht sogar ein neues Kabel fällig. Wir befürchten eine gröbere Aktion, doch bei genauerem Hinsehen, stellen wir fest, dass es dieses Mal viel einfacher ist, denn beim Richtungsmesser ist einfach die Fahne hinten abgebrochen – da haben wir ja ein Ersatzteil.

Da fehlt doch was?

Kurz nach Ostern bekommen wir Besuch und pünktlich wird auch das Wetter wieder schön, nachdem wir fast eine ganze Woche lang im Saharastaub saßen. Der war mitunter so dicht, dass der nur ca. 2km entfernte Monte Pellegrino nicht mehr zu sehen war. Entsprechend dreckig war auch unser Piccolina, die wir nach dem Winddreher erst mal ordentlich geschrubbt haben. Nun ist nicht nur unser Boot wieder blitzeblank, auch die Luft ist klar und der Himmel strahlend blau. Mit Schwester und Schwager streifen wir durch die Gassen und Straßen in Palermo, besichtigen Kirchen und Museen, fahren hoch nach Monreale und rüber nach Mondello. Wie schnell doch die Zeit vergeht.

Am Wochenende ist schon richtig was los in Mondello

So sah das ursprüngliche Mosaik aus

Palermo bei Nacht ist fantastisch

Tschüss Palermo, schön war’s!

Und schließlich starten wir mit den Beiden in die Segelsaison. Zuerst geht es nochmals nach Mondello, die Ankerbucht gefällt uns einfach gut. Dort reparieren wir dann auch unseren Windmesser – nur um kurz danach festzustellen, dass unser Ankerlicht oben im Mast einen Defekt hat. Zur Überbrückung hängen wir ein Rundumlicht ins Cockpit.

Zum Angewöhnen einen Tag vor Anker in Mondello

Die zweite Nacht wird etwas unruhig, schickt doch der Mistral ein paar kräftige Böen über die Ankerbucht. Am nächsten Morgen hat es sich etwas beruhigt und wir gehen Ankerauf und segeln nach Termini Imerese. Nur mit der Genua vor dem Wind sind wir recht zügig unterwegs, als wir aus der Abdeckung vom Capo Gallo raus sind. Im Lauf des Tages werden die Wellen etwas höher und es ist eine wahre Freude als wir hinter den Wellenbrecher von Termini einbiegen und sehen wie geschützt die Ankerbucht liegt. Wir können uns den Platz aussuchen, wir sind das einzige Boot vor Anker. Der Haken fällt auf knapp 6 Meter und hält auf Anhieb. Es nicht die schönste Ankerbucht, aber sie ist sicher. Das Dinghy können wir in der Marina parken und ums Eck gibt es ein nettes Restaurant mit einer ordentlichen Pizza.

Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen. Unser Besuch nimmt den Zug zurück nach Palermo und zum Flughafen. Es waren sehr schöne Tage, wir haben viel unternommen und auch mit dem Wetter hatten wir Glück.

Wir werden ein paar Tage in Termini Imerese bleiben – wie sich herausstellt eine sympathische Kleinstadt mit wenig Schnick und Schnack, aber allem was man braucht in nächster Nähe – bevor wir richtig in die neue Segelsaison starten. Wir freuen uns.

Nochmals hoch in den Mast – nun funktioniert das Ankerlicht wieder

Der Blick vom Boot am Abend ist fantastisch

Frühling, Ausflüge und noch mehr Palermo

Piccolina liegt immer noch in der Cala von Palermo. Schiff und Crew gefällt es hier. Es ist geschützt und das Wetter hat es bis jetzt eigentlich ganz gut mit uns gemeint. Klar hatten wir mal etwas Regen oder kühle Tage, aber vom Winter in Mitteleuropa sind wir ganz schön weit weg. Und seit Februar haben wir richtig viel Sonne. Tagsüber kommt man in der Kuchenbude (eine Art Vorzelt über dem Cockpit) schon ins Schwitzen, da ist’s warm wie im Wintergarten. Nur wenn wir in die Stadt gehen müssen wir uns etwas wärmer anziehen, denn zwischen die Häuserschluchten schaffen es nur wenige Sonnenstrahlen. Auch nachts wird es teilweise noch empfindlich kühl, besonders wenn der Wind aus Norden kommt.

Bei Regenwetter im Winter werden die Balkone einfach mit Folie bedeckt

Mittlerweile kennen wir uns schon etwas aus in Palermo, wissen wo wir was am Besten bekommen. Das ist am Anfang immer etwas mühsam, in einer großen Stadt mit soviel Auswahl an Allem. Es gibt allein drei verschiedene Märkte -doch der Capo oder der Ballaró sind für den täglichen Einkauf etwas zu weit entfernt. Der Vucciria-Markt ist gleich ums Eck und wenn auch etwas kleiner, gibt es hier frisches Obst und Gemüse zum kleinen Preis und auch der Metzger kennt uns inzwischen. Zwei Hauptstraßen im Zentrum- die Via Vittorio Emanuele und die Via Maqueda – sind Fußgängerzonen und für die erste Orientierung in der Altstadt ganz praktisch. Die vielbefahrene Via Roma liegt dazwischen und diese versuchen wir zu meiden, denn der Lärmpegel ist immens. Viele verschieden Plätze und markante Gebäude erleichtern die Orientierung in der Stadt zusätzlich. Die Kathedrale und der Palazzo Reale begrenzen die Altstadt zum Westen, der Zentralbahnhof liegt südlich, am Rand des alten Kalsa Viertel. Die Altstadt ist geprägt von engen gepflasterten Gassen in hohen Häuserschluchten. Und es gibt die ganze Bandbreite: da stehen mächtige Kirchen angebaut an alte Palazzi, dazwischen mischen sich fast baufällige Häuserfassaden und frisch renovierte Gebäude. Die typischen Balkone mit den schlichten Metallgittern sind manchmal voller üppiger Grünplanzen, manchmal hängt auch nur die frische Wäsche drausen. Die schmalen Gassen folgen nur scheinbar einem Muster – gerade im Kalsaviertel sind sie verwinkelter und nicht so gerade wie es auf den ersten Blick aussieht. Und auch nach Wochen wird man von Plätzen im Zentrum überrascht, die man zum ersten Mal sieht. Das Teatro Massimo begrenzt die Altstadt zum Norden hin, ab hier folgt der Stadtplan einem Schachbrettmuster. Die engen Gassen, weichen schmalen Straßen, aber es ist grüner und offener. Läuft man auf der Via Maqueda vom Quatro Canti immer geradeaus, kann man das ganz gut nachvollziehen. Anfangs zweigen gepflasterte Straßen ab und man geht an unzähligen Restaurants und Bars, Cafés und Streetfoodläden vorbei. Die erste große Piazza, von Bäumen gesäumt, dominiert das Teatro Massimo. Weiter geradeaus folgen die Geschäfte aller Art: Bekleidung, Schuhe, Möbel, Parfüm, Schreibwaren. Die abzweigenden Straßen sind geteert und offensichtlich nicht mehr nur für Fußgänger konzipiert. Es folgt das Teatro Politeama mit der weitläufigen Piazza und die Straße geht über in die Via della Libertà im gleichnahmigen Stadtvierel. Wer mehr Geld beim shoppen ausgeben möchte ist hier richtig, diverse Designerläden säumen die Straße. Dennoch kann man gerade hier gut bummeln, denn zwischen den Fahrspuren der Autos gibt es einen baumbestandenen Streifen mit Gehwegen und einer extra Busspur. Dies ist gewissermaßen das Herzstück des moderneren Palermo. Und hier im Libertà Viertel gibt es tatsächlich auch einige Fahrradwege, die in der restlichen Stadt kaum zu finden sind. Fahrradfahrer sind nicht viele unterwegs in Palermo, wenig verwunderlich bei dem Verkehr. Dafür ist die Rollerdichte enorm und die Fahrer kurven durch die Straßen ohne Angst und Schrecken. Klar regeln auch hier Ampeln den Verkehr – doch manchmal scheinen sie eher eine empfehlende als eine rechtliche Funktion zu haben. Auch ein Zebrastreifen ist keinesfalls ein Abschnitt an dem Autos freiwillig halten. Will man als Fußgänger die Straße überqueren ist man oft gezwungen drauf loszulaufen. Natürlich mit etwas Bedacht, man will ja die eigene Gesundheit nicht aufs Spiel setzen. Aber erst wenn man auf die Straße tritt, halten die Autos tatsächlich an. Also Verkehrsteilnehmer fixieren und losmarschieren, dabei immer sicherstellen dass man nicht übersehen wird. Nicht ganz einfach bei dem chaotischen Verkehr.

Alte Kirchen im Kalsaviertel
Im Borgo Vecchio (Politeama) sind die Straßen schon etwas großzügiger als in den Altstadtvierteln
Das Teatro Politeama Garibaldi
Weiter nach Norden sind die Straßen breiter
Wenn Kreuzfahrtschiffe kommen ist mehr los in der Stadt
Auch die Fähren legen hier ab – er hat sicher ein Ticket nach Afrika gebucht…
Straßenschilder werden nicht immer ernst genommen
Stegnachbar Stefano nimmt uns Ende Januar auf einen Ausflug mit – in den Bergen bei Montalbano ist es noch ziemlich kalt
Der Ätna hat eine dicke weiße Mütze auf
Am Meer ist es viel wärmer und es blühen schon im Januar die Mandelbäume
Wir besuchen die griechische Ausgrabungstätte in Tindari

Das Ziel des Ausflugs: das leckerste Lamm auf ganz Sizilien!

Mittlerweile ist es März geworden und mit einem Mietwagen erkundigen wir den westlichen Teil Siziliens. Meist suchen wir uns ein Ziel für den Tag aus und stromern danach einfach kreuz und quer durch die Insel. Somit kommen wir auch ganz zufällig in Ecken die richtig nett sind, die wir aber überhaupt nicht auf dem Zettel hatten, andererseits können und möchten wir auch nicht nur Sehenswürdigkeiten abklappern. Um die Insel kennenzulernen ist ein Besuch in der normalen Dorfkneipe auch hilfreich. Trotz rudimentärem Italienisch. Aber im Café von nebenan hat man oft den Ausländerbonus und ein bisschen Smalltalk bekommt man immer gestammelt. Ja, sie sind sehr angenehm die Sizilianer. Das einzige was wirklich stört ist der Müll. Besonders hier in der Stadt Palermo und im Bezirk Palermo. Überall Müll. In den Straßen, an den Häuserecken, unter Brücken, neben der Autobahn, neben der kleinen Landstraße. Auf dem Land sieht man durchaus auch den ein oder anderen Müllhaufen der abgebrannt wurde und schon mit frischen Müll bedeckt ist. Es ist wirklich traurig. Allerdings ist uns auch aufgefallen, dass es nicht überall so ist. In manchen Städten oder Regionen auf Sizilien ist es sauber. An was liegt es also? Wir wissen es nicht.

Montepellegrino:

Den Montepellegrino erreicht man auch mit dem Stadtbus

Solunto / Santa Flavia:

Auch die ehemalige griechische Stadt Solunto kann man mit Öfies besuchen – nach Santa Flavia fährt der Regionalzug vom Centrale aus

Der heutige Hafen von Santa Flavia

Segesta:

Der Tempel von Segesta ist komplett erhalten (vermutlich weil nie fertiggestellt) und ist eine der Haupattraktionen im Westen Siziliens

Nach Regenfällen ist es richtig grün geworden
Einige treiben dennoch wieder aus
Das gut erhaltene Theater liegt auf dem Hang gegenüber

Il Cretto di Burri

Dieses sehr skurrile Kunstwerk macht erst Sinn, wenn man weiß, dass hier ein Dorf bei einem Erdbeben 1968 zerstört wurde

Erice, Trapani, Marsala

Erice liegt gleich neben Trapani – ein Dorf mit antiken Wurzeln hoch oben auf einem Berg
Die Stimmung ist mystisch – leider ist der Zugang zur Burg z.Z. gesperrt
Vor uns liegt die Hafenstadt Trapani

Die Piazza von Marsala
Die Stadt ist nicht sehr groß, gefällt uns aber sehr gut

Unterwegs in der Madonie:

Petralia Sottana
Einfach nur schön…
So hoch oben blühen noch die Mandelbäume

Die unschöne Seite Siziliens: Müll

Wilde Müllkippe (n)
Eine verbrannte Radkappe

März ist ein toller Monat auf Sizilien. Alles ist unglaublich grün. Gerade im Inselinneren das in weiten Teilen von Landwirtschaft geprägt ist, sprießt es (überall. Tagsüber ist es schon warm – außer hoch oben in den Bergen und touristisch ist noch nicht sehr viel los. Doch gerade in Palermo merkt man mit jeder Woche wie mehr Menschen in die Stadt kommen. Die Stadt wacht gerade eindeutig aus ihrer Winterruhe auf. Auch auf dem Vucciria wuselt es mittlerweile viel mehr, besonders um die Mittagszeit. Die ganzen Garküchen und Restaurants am Platz sind oft schon recht gut gefüllt. Wir gehen ab und zu dort Fisch essen. Der ausgesuchte Fisch wird gewogen – meist nehmen wir ein Mischung aus Tintenfisch, Sardinen, Schwertfisch und Garnelen – und 5 Minuten später bekommt man es frisch frittiert an den Tisch. Bezahlt wird nach Gewicht, so kann man auch mal nur eine kleine Portion nehmen.

Ja, es ist toll, wenn man merkt wie langsam der Frühling einkehrt, die Sonne an Kraft gewinnt und die Tage länger werden. Doch ein morgendliches und abendliches Ritual, das wir den Januar und Februar genossen haben fehlt mir etwas. Morgens wurden wir kurz vor Sonnenaufgang am Zwitschen von tausenden von Staren geweckt, die sich in den Bäumen gleich neben der Marina sammelten um gemeinsam zu den Futterplätzen zu fliegen. Und Abend wiederholte sich das Spiel in die andere Richtung kurz nach Sonneuntergang. Manchmal hörten wir nur das Rauschen eines riesigen Schwarmes, manchmal kamen sie aufgeteilt in mehreren kleineres Schwärmen. Ein Teil machte halt in den schon erwähnten Laubbäumen, viele zogen direkt weiter zum Übernachtungsplatz – wo auch immer der war. Jedenfalls war es sowohl morgens und abends ein Spektakel, das es sogar schaffte mich zum frühen Aufstehen zu bringen.

… das morgendliche Ritual
… und abends kommen sie alle wieder zurück

Die verbleibenden Wochen hier in Palermo, werden wir hauptsächlich mit Bootsprojekten füllen. Zum Lackieren sind die Temperaturen gerade hervorragend und das nutzen wir, auserdem wird an der Elektrik und Ekektronik von Piccolina gebastelt. Es gibt immer was zu tun…. aber vielleicht findet sich auch noch Zeit für den ein oder anderen Ausflug bevor wir wieder in See stechen.

Zeit für unser Lieblingscafe wird sicher bleiben
… und zum Feierabend geht’s in die Taverna Azzura ums Eck

In Palermo

Lange ist es her, dass wir mit dem Boot in einer Marina mitten in der Stadt gelegen haben. Alghero in Sardinien oder Cartagena und Almeria an der spanischen Festlandküste waren die letzten städtischen Anlaufpunkte. Seit Mai waren wir praktisch immer vor Anker (abgesehen von Alghero) und das meist in Ankerbuchten die entweder sehr abgelegen waren, manchmal aber auch mit dem ein oder anderen netten Städtchen in erreichbarer Entfernung. Danach die Wochen in Porto Rotondo, auch sehr speziell, wenn man praktisch von einer Geisterstadt umgeben ist. Nun sind wir seit über drei Wochen in Palermo (uuuiii wie die Zeit vergeht!) und hier tobt das Leben. Palermo ist die fünftgrößte Stadt in Italien und wurde schon im 8. Jahrhundert von den Phöniziern gegründet. Sie war im Gegensatz zu vielen anderen Städten in Sizilien nie unter griechischer Herrschaft. Um 250 v. Ch. eroberten die Römer Palermo und machten die Stadt zu einer der bedeutendsten in der Region Sicilia. Im 4. Jahrhundert verlor Palermo wieder an Bedeutung und erst unter arabischer und später unter normannischer bzw. Staufener Herrschaft blühte die Stadt wieder auf. Paläste und Kirchen aus dieser Zeit prägen das Stadtbild, allen voran die Cathedrale. Es folgten noch viele verschiedene Herrscherdynastien in der sehr wechselvollen Geschichte Palermo’s.

Die Cathedrale

Imposante Häuserfassaden
Schmale Gassen
Schöne Innenhöfe
Coole Autos
Der Normannenpalast mit öffentlichem Park…
…unweit der Cathedrale
Daneben unscheinbare Gassen

Heute zählt die Stadt über 600.000 Einwohner, die Metropolregion über 1 Mio. Es gibt einen großen Industrie- und Fährhafen, einige Kreuzfahrtdocks, die Hafenpromenade ist ganz neu gebaut und an deren südlichem Ende liegt der Yachthafen. Hier teilen sich mehrere Marinas, Segelclubs und die Fischer den Platz im Becken. Wir liegen hier sehr gut geschützt und direkt am Stadtzentrum. Dies ist recht groß und man braucht durchaus ein paar Tage bis man sich einigermaßen auskennt. Es gibt mehrere Märkte in der Altstadt: frische Waren für Einheimische und Touristen Attraktion gleichermaßen. Hier findet man alles an Obst und Gemüse, es gibt frischen Fisch, Meeresfrüchte und Käse, die Restaurants verarbeiten die frischen Zutaten gleich an Ort und Stelle. So wie hier gibt es überall in der Stadt, ganz besonders in den verkehrsberuhigten Straßen Via Emanuel und Via Maqueda unzählige Restaurants, Bars, Kneipen, Cafés und Imbissbuden. Denn Palermo ist bekannt für sein „Streetfood“. Da haben wir uns die letzten Wochen natürlich auch schon etwas durchgefuttert. Allen voran gibt es die Arancina (in Palermo ist sie weiblich, im Rest Siziliens wird es wohl Arancino genannt). Dies ist eine Reiskugel – etwa Tennisball groß – mit ganz unterschiedlicher Füllung, dann paniert und frittiert. Die Füllung variiert von Ragu (also eine Art Bolognese Sauce), über Spinat mit Ricotta, oder gemischtes gegrilltes Gemüse, Schinken-Käse, Steinpilze mit Nuss, Schwertfisch mit Zucchini und viele, viele mehr. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt und der Hunger ist danach garantiert gestillt. Wer nicht gerne Reis ist, entscheidet sich vielleicht für ein belegtes Brötchen. Die Auswahl ist ähnlich wie im restlichen Italien, aber in Palermo kommen auch ein paar ungewöhnliche Spezialitäten hinzu. Da wäre zunächst das Panino con la milza ( auf Sizilianisch wohl Pani ca meusa). Dazu wird das Brötchen mit dünnen Scheiben von Rinderlunge und -milz belegt, die zuerst vorgekocht und dann fritiert wurden. Dazu etwas Salz, Zitronensaft und nach belieben etwas Käse. Hört sich ungewöhlich an, schmeckt aber sehr lecker. Wer es lieber vegetarisch mag, dem sei Panelle empfohlen. Das sind dünne Fladen aus Kichererbsenmehl, die in handliche Vierecke geschnitten und auch im Fett herausgebacken werden. Panelle kann man pur essen, oder im Brötchen und es schmeckt hervorragend, genauso wie die Kroketten, die am gleichen Stand zu haben sind.

Arancine als Weihnachtsdeko…
Der Vucciria Markt ist der kleinste Markt – dafür gleich beim Hafen

Hier wird auch Panino con la milza verkauft
Sehr lecker

Es gibt auch jede Menge süße Spezialitäten. Zum Beispiel Cannoli. Das ist eine knusprige Teigrolle gefüllt mit Ricotta und Schokolade. Doch das ist nur eine Leckerei von vielen. Die Auswahl in den Pasticcerie sind riesig. Wenn ich nur eine Kleinigkeit zum Kaffee möchte, esse ich gern ein Buccelato bestehend aus Mürbeteig mit einer Füllung aus Feigen, Trockenfrüchten, Nüssen und Honig.

Wir sind viel unterwegs in der Stadt, streifen durch die vielen verwinkelten Gassen. Neben den Märkten ist das Kalsa Viertel sehr nett zum Schlendern und zum Ausgehen.

Seit wir in Palermo sind können wir uns auch nicht über zu wenig soziale Kontakte beschweren. Gleich am Tag nach unserer Ankunft in der Marina, wurde eine Freundin, die mit dem Wohnmobil unterwegs ist, hier von der Fähre ausgespuckt. Was für ein toller Zufall. Mit Annette erkundigten wir nicht nur gemeinsam die Stadt, sondern machten auch eine nette Tour an den Nordwestzipfel von Sizilien, nach San Vito da Capo. Kurz darauf besuchten uns Birgit und Johannes. Mit den beiden stromerten wir auch durch die Stadt und machten Ausflüge nach Corleone etwas südlich von Palermo und Cefalu. Sehr schön auch mal etwas vom Landesinneren zu sehen. Leider war die erste Januarwoche etwas durchwachsen vom Wetter, aber unsere Freunde nahmen das sehr gelassen.

Besuch im botanischen Garten

Leider sind die Pflanzen in den Gewächshäusern nicht gut gepflegt
Blick auf Castellamare
Der Nationalpark Zingaro im Nordwesten der Insel
Selbst im Winter schimmert das Meer türkis – hier vor San Vito lo Capo
Besuch in Corleone – bekannt durch seine Mafiavergangenheit
Spaziergang am Ortsrand – der Wasserfall hat leider kein Wasser, dafür sind schöne Wolkenformationen zu sehen
Südlich von Palermo wird sehr viel Ackerbau….
… und Weinbau betrieben
Der Südwind bringt viel Saharastaub
Im Winter ist die Insel saftig grün
Blick auf das bewegte Meer vor Cefalu

Regenwetter in Cefalu

Kaum war der Besuch aus Deutschland abgereist, stand erneut ein großes Wiedersehen an. Fast 6 Jahre ist es her seit wir uns von Anke und Uwe damals in Cascais verabschiedet haben. Nach wundervollen Wochen in Galizien und Portugal, wo sich immer wieder unsere Kurse gekreuzt hatten, trennten sich unsere Wege. Wir zu den Kanaren, die beiden mit ihrem damaligen Boot SY Freikerl an die Algarve und nach Marokko. Ein Wiedersehen auf den Azoren scheiterte knapp – das Wetter wollte nicht so recht wie wir. Doch in all den Jahren hielten wir Kontakt und nun liegen wir am gleichen Steg (nicht nur aus Zufall). Wir immer noch mit unserer treuen Piccolina, Anke und Uwe mit ihrem neuen Schiff, der SY_Madrugada . Ja, da ist die Freude riesig und es gibt natürlich Unmengen zu erzählen und zu fachsimpeln.

Liegeplatz von PICCOLINA und MADRUGADA…
…mit Blick auf die neue Promenade
… abends kann der Brunnen auch mit Musik und bunt

Das Stadtbusssystem von Palermo ist nicht sehr intuitiv, aber hat man mal den Bogen raus ist es sehr praktisch und man kommt sogar in den ein oder anderen sehenswerten Vorort. Die Einheimischen sind auch sehr hilfsbereit, wenn man sich mal nicht sicher ist welchen Bus man nehmen soll, nur die Info von der Touristeninformation ist etwas dürftig und die Webseite des Busunternehmens ist – wie so oft – ziemlich mühsam im Detail zu durchschauen. Dennoch für 1,40€ pro Fahrt kommt man ordentlich rum und man sieht doch eine ganze Menge mehr als zu Fuß.

Ausflug nach Mondello
Am Wochenende wird mit vielen Besuchern gerechnet
Das Seebad
Mit dem Bus kommt man auch nach Monreale
Die Kirche zeigt die gleiche Architektur wie die Cathedrale in Palermo und gehört mit weiteren Gebäuden zum Weltkulturerbe

Kinderspielplatz im Innenhof
Blick auf Palermo

Überfahrt nach Sizilien

Zum Abschied von Sardinien hatten wir noch zwei herrliche Tage in der Ankerbucht Porto Frailis bei Arbatax. Naja, fast. Am ersten Abend hatte der Regler unseres Dieselofens Inkontinenz und wir haben uns zwar gewundert, warum er nicht so konstant läuft, aber die Sauerei haben wir erst richtig bemerkt als die Auffangwanne übergelaufen ist. Ja, es gibt durchaus schöneren Zeitvertreib am Abend, als Plastikkisten von Diesel zu säubern und den Inhalt der Wanne wieder dem Tank zuzuführen, aber wenigstens war es relativ warm und uns wurde nicht kalt beim Putzen. Am nächsten Morgen war der Übeltäter in Form einer verdreckten Schwimmernadel schnell gefunden und der Fehler beseitigt. So konnten wir am Abend drauf den Ofen gleich wieder benutzen.


Vom Mistral, der zwei Tage gestürmt hat, haben wir hier auf der Ostküste praktisch nichts mitbekommen – gut so. Dafür scheint sich ein Wetterfenster abzuzeichnen mit dem wir nach Sizilien segeln können. Dann werden wir dieses Jahr Weihnachten wohl auf See verbringen.
Am Heilig Abend gehen wir nach dem Frühstück Anker auf. Dass wir die ersten Stunden aus dem Windschatten von Sardinien rausmotoren müssen war klar, doch der Wetterbericht hat uns viel früher Wind versprochen als der tatsächlich einsetzt. Wir sind praktisch auf Höhe des Capo Ferrato bis wir endlich in einem segelbaren Windfeld sind. Dieses wird dafür dann recht schnell ziemlich ruppig, denn hier wehen noch die Ausläufer des Mistral und die Welle wird schnell mehr als wir uns erhofft hatten. So werden wir in der Nacht ganz schön hin und her geworfen, durch die hohe, steile Welle flappen immer wieder die Segel, trotz 5-6 Windstärken und wir können nicht so weit vor den Wind wie wir eigentlich wollten. Unseren schweren Spibaum bei Nacht und Welle zu setzen verkneifen wir uns. Wir sind zwar nicht komfortabel unterwegs, dafür aber ziemlich zügig. Am Morgen sehen wir dann bei Tageslicht wie die hohen Wellen von schräg achtern anrollen. Sie sind teilweise bestimmt an die drei Meter hoch.

Ein letzter Blick auf Sardinien
Sonnenaufgang auf See

Doch nun nimmt die Wellenhöhe langsam ab, der Wind leider auch und weiter abfallen können wir leider immer noch nicht. Nach einer Halse segeln wir angenehmer, da der Kurs nun besser zur Welle passt, zusätzlich baumen wir noch die Fock aus – ein paar Stunden können wir so wunderbar entspannt segeln. Gegen Abend nimmt der Wind nochmals ab, nun flappt das Großsegel nervtötend. Wie gut dass es mit einem Bullenstander gesichert ist, sonst hätten wir bestimmt schon eine Patenthalse fabriziert. Als der Vortrieb noch weniger wird bergen wir schließlich das Großsegel und kurze Zeit später auch die Fock und motoren die zweite Nachthälfte an der Nordküste Siziliens entlang. Kurz nach einem wunderschönen Sonnenaufgang können wir in die Baia dei Mondello einbiegen, wo der Anker auf 6 Meter auf reinen Sandboden fällt. Es ist zweiter Weihnachtsfeiertag und es sind viele Menschen am Strand und der Promenade unterwegs. Gegen Nachmittag nutzen einige Windsurfer das schöne Wetter und es sind auch überraschend viele Schwimmer unterwegs – aber um diese Jahreszeit alle mit Neopren.

Die Fock ist ausgebaumt
Sonnenuntergang auf See
An der Nordküste Siziliens im ersten Morgenlicht
Sonnenaufgang bei Sizilien
Das Capo Gallo
Baia dei Mondello – hinterm Berg liegt Palermo

Am nächsten Vormittag verholen wir uns in die Sitimar Marina in Palermo. Es ist völlig windstill als wir anlegen und das ist auch gut so, denn unser Liegeplatz ist hinten in einer engen Gasse und zwischen zwei Booten. Es klappt wunderbar, wir sind heilfroh und auch ein bisschen stolz, dass wir mit unserem störrischen, gemäßigten Langkieler immer besser umgehen können. Hafenmanöver stehen bei uns ja selten an und dann ist es meist doch recht spannend.

Nun möchten wir eine Weile in Palermo bleiben, freuen uns auf eine lebendige Stadt und ganz besonders auch auf unsere Freunde von der SY Madrugada (in Galizien segelten sie noch mit der SY Freikerl), die wir im neuen Jahr hier endlich wiedertreffen werden. Und wie der Zufall es will, bekommen wir vorher Besuch einer langjährigen Freundin, die mit ihrem Wohnmobil unterwegs ist. Das ist doch toll. Wenn’s läuft läuft’s….